Chinas heimische Kapitalflucht hatte in den letzten Jahren ungeahnte Dimensionen erreicht. Zwar verschärfte die Pekinger Regierung die bereits vor einigen Jahren in Kraft getretenen Kapitalverkehrskontrollen zuletzt sukzessive, was allerdings nicht sonderlich von Erfolg gekrönt gewesen ist.

Kapitalflucht und Blasenbildung

Nach wie vor suchen Chinesen nach Lücken im System, um ihr Geld ins Ausland zu bringen – und finden diese auch. Resultat war und ist, dass chinesisches Kapital die Auslandsmärkte überschwemmt, um beispielsweise regionale Immobilienblasen wie in Kanada, Australien oder den USA noch weiter anzuheizen.

Peking sah sich dazu gezwungen, etwas gegen diese Entwicklung zu unternehmen, und hat sich zu einer sukzessiven Öffnung seiner Finanz- und Kapitalmärkte für ausländisches Kapital entschieden. Eine neu veröffentlichte Studie der Citigroup hat sich mit diesem Thema beschäftigt, und kommt zu recht interessanten Ergebnissen.

Studie der Citigroup – auch Finanzmarktkapazität Chinas künftig mit den USA vergleichbar

Denn aus dem Blickwinkel Chinas scheint durchaus die reale Chance zu bestehen, dass die heimischen Finanzmärkte in diesem Zuge mit Kapital aus dem Ausland geflutet werden. Schon bis zum Jahr 2025 könnte der Gesamtumfang der bislang im Vergleich zu den USA oder Europa recht kleinen Finanzmarkts Chinas Auslandskapital von mehr als $3 Billionen anlocken.

Sollten sich die Dinge tatsächlich auf diese Weise, wie seitens der Citigroup prognostiziert, entwickeln, würde Chinas Finanzmarkt im Hinblick auf dessen zukünftigen Gesamtumfang jenen der Vereinigten Staaten von Amerika auf Yuan-Basis einholen und somit gleichziehen. Auch in diesem wichtigen Sektor lägen beide Länder in absehbarer Zukunft also gleichauf.

Mögliche Aufwertung des Yuan, Verknüpfung vom Festland mit Hongkong

Einer der sich aus dieser Entwicklung ergebenden Nebeneffekte könnte mit einer deutlichen Wiederaufwertung des Yuan einhergehen. Nachdem Versuche der Pekinger Regierung, den Yuan ab dem Jahr 2015 zu internationalisieren, bis dato nicht sonderlich von Erfolg gekrönt waren, hatte sich die Führung auf eine Öffnung der heimischen Finanzmärkte fokussiert.  

Im Zuge dieser anvisierten Kapitalmarktöffnung soll es zukünftig auch zu einer weit stärkeren Verknüpfung von Chinas Festlandbörsen mit dem Hongkonger Finanzmarkt kommen. Von einem direkten Handel an Chinas Festlandbörsen waren ausländische Investoren bisher fast in Gänze ausgeschlossen, während sich die Hongkonger Börse seit jeher als Tummelplatz für internationale Anleger erwiesen hatte.

Neue Blütezeit für Anlagen in China

Chinesischen Aktien und Bonds könnte eine neue Blütezeit ins Haus stehen, denn schließlich werden mit den aktuellen Ereignissen auch massive Kapitalumschichtungen rund um den Globus stattfinden. In diesem Zuge dürften bislang nahezu rein lokal gehandelte Indizes auch verstärkt in globale Finanzmarktindizes ausgenommen und integriert werden.

Insbesondere seitens institutioneller Investoren, die internationale Finanzmarktindizes in ihrer Anlagestrategie nachbilden, dürfte die Nachfrage nach einer kompletten Aufhebung der bisher noch bestehenden Anlegerestriktionen zukünftig entsprechend hoch sein. Laut Citi ließe sich jedenfalls absehen, dass China-Firmen verstärkt in die Hände von Ausländern geraten werden.

In der Citi-Studie gehen die Analysten ebenfalls davon aus, dass der Yuan in diesem Zuge gegenüber dem US-Dollar wieder deutlich aufwerten wird – und zwar von aktuell rund 6,8 auf 5 Yuan pro USD.

Trotz Kritik seitens der Investoren könnten sich die Bondmärkte bis 2025 verdreifachen

Darüber hinaus soll Chinas BIP auf nominaler Basis jenes der Vereinigten Staaten auf Basis der aktuellen Wachstumsraten bis zum Jahr 2025 überflügeln. Allein Chinas Bankensektor soll im Zuge der bevorstehenden Marktöffnung bis zu $2,4 Billionen aus dem Ausland zu fließen, während auf Aktien $200 und auf die Bondmärkte $800 Milliarden entfallen dürften.

Aktuelle Prognosen sehen bis zum Jahr 2025 eine Verdreifachung des Gesamtumfangs von Chinas Bondmärkten auf knapp $40 Billionen vor. Einer solchen Entwicklung könnten sich ausländische Investoren wohl nur sehr schwer entziehen, obwohl die Kritik seitens Investoren aus dem Ausland an den teilweise völlig undurchschaubaren regulatorischen und gesetzlichen Bestimmungen in China massiv gewachsen war.

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